Geht unter die Haut

Christian Pabst – „The Palm Tree Line“

von Frank Becker

Geht unter die Haut
 
Feine Erinnerungsstücke mit dem Christian Pabst Trio
 
Wenn je eine Musik archetypisch für den Mambo geworden ist, dann das mitreißende gleichnamige Stück von Leonard Bernstein aus dem Soundtrack der West Side Story. Die Mambo-Szene in der Verfilmung des Musicals im Jahr 1961 ist ein Monument südlichen Temperaments geworden. Christian Pabst und sein neues Trio mit Francesco Pierotti (Kontrabaß) und Lorenzo Brilli (Schlagzeug) zelebrieren und interpretieren es mit viel Raffinement zur Eröffnung des aktuellen Albums „The Palm Tree Line“. Auch der zweite Titel des Albums bezieht sich auf  eine Film-Musik: Amarcord, die Fellini-Komödie gleichen Titels. Elegant und funkelnd setzt Christian Pabst die Melodie von Nino Rota aus dem Jahr 1973 um.

Pabst hat Italien zu seiner Wahlheimat erkoren und den Gürtel zwischen dem 44. nördlichen Breitengrad (südlich der Alpen) und dem 44. Grad südlicher Breite (Südamerika) zu seiner Inspirationsquelle erklärt. Wir treffen auf seinem neuen Album „The Palm Tree Line“ also auf Musik, die „nur zwischen dem 44. Grad Nord und dem 44. Grad Süd geschrieben hätten werden können“. Dazu gehört auch das melancholische Amara terra mia, ein italienisches Traditional mit einem Text von Domenico Modugno – hier traumhaft und unter die Haut gehend vorgetragen von Ilaria Forciniti mit der sensiblen Akkordeon-Begleitung von Federico Gili, ein Glanzstück des Albums. Un'ora sola ti vorrei von Paola Marchetti schließt sich instrumental an, 1963 durch Ferruccio Tagliavini populär geworden, eine weitere Perle, ebenso das verzauberte Alhambra von Ernesto Lecuona mit einem Geschmack von Flamenco und Orient. Das Trio wächst unter der virtuosen Klavier-Führung von Christian Pabst klanglich zu einem großen Klangkörper.

Mit einem weiteren italienischen Filmthema geht die südliche Reise weiter: Erinnerungen an „Matrimonio all’italiana“ mit Sophia Loren aus dem Jahr 1964 mit der Musik von Armando Trovajoli weckt mit unnachahmlicher Eleganz und Feinfühligkeit O cielo ce manna sti ccose. Dejame Llorar, ein seelenvoller mexikanischer Tango von Alfonso Esparza Oteo, noch einmal mit einem Vokalbeitrag von Ilaria Forciniti und dem Ensemble bildet die Brücke zum zarten Schlußstück Tramonto aus der Feder von Christian Pabst, ein Solo des brillanten Pianisten.

Dieses Album steckt voller Genüsse und verdient es, mit unserem Prädikat, dem Musenkuß ausgezeichnet und empfohlen zu werden.
 
Christian Pabst – „The Palm Tree Line“
© 2023 JazzSick (CD)
Christian Pabst (p, rhodes) - Francesco Pierotti (b) - Lorenzo Brilli (dr)
+ Ilaria Forciniti (voc) – Federico Gili (acc)
 
1. Mambo - 2. Amarcord - 3. Amara terra mia - 4. Un'ora sola ti vorrei - 5. Alhambra - 6. O cielo ce manna sti ccose - 7. Dejame llorar - 8. Tramonto 
Gesamtzeit: 40:21
 
Weitere Informationen:  www.christianpabst.com  -  www.jazzsick.com